Die Bäche in der Gemeinde Sierndorf werden vom Göllersbach-Wasserverband betreut. Die meisten Gewässer im Weinviertel wurden in etwa ab 1900 reguliert. Ziel war eine Verbesserung des Hochwasserschutzes und die Gewinnung von landwirtschaftlich nutzbaren Flächen durch Tieferlegung und parallel laufender Entwässerung der Feuchtwiesen. Dem Zeitgeist folgend wurde geradlinig und Platz sparend gebaut. Zur leichteren Pflege wurde jeglicher Baum- und Strauchbewuchs entfernt und die Sohle sowie der unterste Bereich der Böschung meist gepflastert. In dieser Form wurden die Gewässer vom Wasserverband erhalten. Der Wasserverband ist ein Zusammenschluss der Anrainergemeinden am jeweiligen Gewässer, der neben Bund und Land meist auch für die Regulierung verantwortlich war. Daraus entstand das derzeitige Erscheinungsbild der Wasserläufe. Wenn auch durch den Ausbau der Kläranlagen der chemische Zustand der Gewässer in den letzten Jahrzehnten stark verbessert wurde, so ist das naturräumliche Defizit am ökologischen Lebensraum Gewässer unübersehbar. Dieser Mangel wurde auf allen Ebenen erkannt. Das Land Niederösterreich beschloss im Jahr 2003 die NÖ Wassercharta. Die Europäische Union erließ die EU-Wasserrahmenrichtlinie und das österreichische Parlament setzte die Richtlinie im österreichischen Wasserrechtsgesetz im Jahr 2003 um. Ziel der Wasserrahmenrichtlinie sowie des österreichischen Wasserrechtsgesetzes ist das Erreichen eines guten Zustandes für alle Gewässer bis zum Jahr 2015. Für den guten Zustand muss der ökologische Lebensraum Gewässer wieder funktionieren. Den durch die Regulierung geschädigten Gewässern muss das natürliche Gleichgewicht wieder zurückgegeben werden.

Unsere Bäche brauchen daher wieder eine natürliche Ausstattung. Ufergehölze bringen einen Lebensraum für Tiere, beschatten das Gewässer und verhindern damit unzulässige Erwärmung und deren negative Folgen. Ufergehölze bringen durch die Wurzeln eine wertvolle Struktur im Gewässer. Es entstehen tiefe und flache Zonen, schnelle und langsame Strömungen und mit den Wurzeln im Wasser vielfältige Lebensräume für Mikroorganismen und Fische. Ufergehölze bilden weiters eine Abschirmung vor Einträgen aus dem Gewässerumland. Aber Ufergehölze können sich bei Hochwasser im Ortsgebiet negativ auswirken, da sie zu Überschwemmungen beitragen können. Der Hochwasserschutz hat daher Vorrang bei Gefährdung von Siedlungen, in freien Feldstrecken wird die Gewässerpflege jedoch umzustellen sein.

Was heißt das für die Gemeinde Sierndorf? An den Bächen in der Gemeinde wird in Zukunft weniger, aber dafür gezielter und weniger tief gemäht werden. Aufkommende Gehölze werden nur bei Bedarf entfernt. Bei Räumungen wird nicht die schnurgerade Regulierung wiederhergestelltm sondern die Struktur (Wurzelstock, Ufergehölz, ....) belassen.