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Die Thonradelwiese

Als im Jahre 1619 der böhmische Graf Matthias Thurn mit seinen aufständischen Scharen Wien belagerte und die Kugeln der Belagerer in die Burg einschlugen, wurde Kaiser Ferdinand II gleichzeitig von den protestantischen Ständen Niederösterreichs unter der Führung Thonradels von Ebergassing hart bedrängt. Thonradel, der dem Kaiser Zugeständnisse abpressen wollte, soll ihn beim Rockknopf gefasst und gefragt haben: „Nun, Ferdinandl, willst du unterschreiben?" Aus dieser Not rettete den Kaiser das rechtzeitige Erscheinen eines Kürassierregiments, das mit klingendem Spiel in den Burghof einrückte.

Das alles war so rasch geschehen, dass die Empörer in heilloser Angst das Weite suchten. Die meisten von ihnen flohen in das Lager Thurns. Weil aber dieser auf die Unterstützung Bethlens aus Ungarn nicht mehr hoffen durfte, zog er wieder nach Böhmen zurück. Die kaiserlichen Truppen verfolgten das böhmische Heer. Auch Thonradel und seine Anhänger sollten ausgeforscht und gefangen werden. Thonradel floh jedoch der Sage nach in sein Schloss, das in Stranzendorf stand. Hier glaubte er sich geborgen. Die Verfolger nahmen aber seine Spur auf, erschienen eines Tages vor dem Schlosse und erstürmten es in der Hoffnung, Thonradels habhaft zu werden. Es war aber vergeblich. Dem Aufrührer war es im letzten Augenblick gelungen, die Flucht zu ergreifen. Er wurde aber von einem Kürassier erkannt und verfolgt. Auf einer Wiese außerhalb des Ortes Oberparschenbrunn erreichten kaiserliche Reiter den Fliehenden und erschlugen ihn an Ort und Stelle. Sie hätten ihn lebend einbringen sollen. Weil sich Thonradel aber verzweifelt wehrte, büßte er es mit seinem Leben. Die Leiche wurde nach Stranzendorf gebracht und in einem Seitengang eines großen Kellers, der zum Pfarrhof gehörte, verscharrt.

Der Geist des Erschlagenen soll in verschiedener Gestalt jenen begegnen, die in stürmischen Nächten an der „Thonradelwiese" vorbeikommen. Ältere Leute aus Unterparschenbrunn erinnern sich noch, dass man zu ihnen, als sie noch Kinder waren, öfters gesagt hat: „Kinder, schaut, dass ihr von Stranzendorf nach Hause kommt, sonst kriegt euch der Thonradel!"

Geschichtlich bezeugt ist, dass das Geschlecht der Thonradel einen Herrensitz in Stranzendorf besaß. Wall und Graben sind heute noch deutlich erkennbar.