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Greißler, Fleischer, Bäcker & Co

Ein nettes Dorf im Weinviertel, geschäftiges Treiben am Dorfplatz, viele Leute aller Altersschichten erledigen ihre Einkäufe.

Vor der Greißlerei treffen sich die Dorfältesten, plaudern über Familie, Politik und so manch neue Entwicklung.

Zeitungen, Tabakwaren, Gemüse, Nudel, Reis, Dinge des täglichen Gebrauchs, alles aus einer Hand.

Auch für ein Gespräch ist immer Zeit, eine unabhängige Meinungsbildung, ohne all den polarisierenden Medien und Berichten, wird hier kultiviert und sorgsam gepflegt.

Der Fleischer verarbeitet das Vieh  der umliegenden Gemeinden, Regionalität, Frische und hohe Qualität erzeugen eine Verbundenheit mit der gesamten Dorfgemeinschaft, und sind nicht nur Schlagwörter und Slogans aus der Werbung.

Ein Bäcker verarbeitet hochwertige Mehle zu Broten und anderen Gebäckvariationen. Süßspeisen vom Plunder über Striezel bis hin zu Torten, kein Wunsch bleibt offen.

Die Mühle im Ort übernimmt Getreide von den unzähligen Landwirten, die verlässliche Partner brauchen, und sie auch in einem intakten Dorf bzw. Klein-Region gefunden haben.

Der Kreis schließt sich jeder kann vom anderen profitieren, jeder kann leben, ohne Angst alleine gelassen zu werden.

Gehen wir in die Jetztzeit. Das Dorf ist größer geworden, wenn Leute zu sehen sind dann nur mehr zeitig am Morgen, vor Schule und Kindergärten. Viele pendeln in naheliegende Großstädte, wo Großbetriebe hunderte  Arbeitsplätze geschaffen haben.

Der Greißler ums Eck ist einer SB-Kette beigetreten, sein Sortiment hat sich zum Quadrat erhöht, plakative werden Sonderangebote ausgehängt.

Ein Postshop, Schnittblumen, Putzerei sowie Bekleidung werden vieler Orts  als Extraleistungen angeboten.

Für Gefühlsduseleien oder ein Gespräch ist selten Zeit, denn wenn die Quoten bzw. Umsätze nicht stimmen werden keine Boni ausbezahlt.

Der Fleischer ist zum Gastronom gewandelt. Er versucht sich im Partyservice, legt Platten, schmiert Brötchen und verwöhnt seine Kunden mit Mittagsmenüs, die natürlich wenn benötigt auch direkt zugestellt werden. Als Quotenbringer ist auch ein Paketshop möglich, wer hätte das gedacht.

Ach ja Fleisch und Wurst gib es natürlich auch noch um den Schein von einer Fleischerei zu wahren.

In der Bäckerei falls noch vorhanden, werden 20 Brotsorten angeboten. Weißgebäck in den unterschiedlichsten Formen. Die Torten und Snaks  im angeschlossenen Kaffeehaus bei Melange und Großer Brauner serviert. Getränke, Süßigkeiten, Magazine, Speiseeis und Kaffee sind genauso zu finden wie Schiunterwäsche.

Den Landwirt kennen alle drei nicht mehr denn jeder kauft seine Rohstoffe, bzw. Fertigmischungen von Genossenschaften, Börsen, Schlächtern und international operierenden Zulieferfirmen.

Die Mühle im Ort kommt schon lange nicht mehr mit der in Ort verfügbaren Menge an Getreide aus, Nur durch den Zukaufen von Kontingenten können langfristig Lieferverpflichtungen und so ein Überleben gesichert werden.

Viele Kreise schließen sich überhaupt nicht mehr, wenn doch, dann sicher nicht im Dorf oder in der Klein-Region.

Der technische Fortschritt, die Industrialisierung, gepaart mit einer Zentralisierung, führten zu einer immer effizienteren Nutzung von Rohstoffen und eine Erleichterung für viele Berufsgruppen.

Leider wurden dadurch immer weniger Arbeitskräfte nötig, und so kommt es dass heute eine Handvoll Arbeiter, mit modernen Maschinen, sehr viel schneller und günstiger den gleichen Arbeitsprozess vollbringen kann.

Die Krugs von dieser Entwicklung, wir investieren in neue Technologie um unsere Gewinne bzw. überhaupt Profite zu lukrieren, erreichen aber meist das Gegenteil nämlich ein noch billigeres Produkt!!

So wird laufend die Produktions-Menge bzw. die Stückzahl erhöht, um nicht ins Minus zu geraten, ein Teufelskreislauf der nie endet.

Doch zurück zum Einzelhandel. Der Strukturwandel im stationären Einzelhandel ist geprägt durch das Ausscheiden kleiner Einstandortunternehmen bei gleichzeitig anhaltender Expansion von großen Einzelhandelsunternehmen. Gleichzeitig setzen immer mehr Einzelhändler auf eine Doppelstrategie mit Ladengeschäft und Online-Shop.

Trotz rückläufiger Zahl an Geschäften wächst die, ohnehin sehr hohe, Verkaufsflächendichte in Österreich weiter an. Treiber sind neben filialisierten Einzelhandelsunternehmen vor allem Einkaufs- und Fachmarktzentren.

Die Konzentrationstendenzen im Einzelhandel wird weiter zunehmen, und da der Einzelhandel als gesättigter Markt gilt, können Marktanteilsgewinne  nur mehr im Verdrängungswettbewerb realisiert werden. Zudem erhöht der Internet-Einzelhandel den Druck auf den stationären Einzelhandel.

 

Nahversorger sind soziale Treffpunkte bzw. eine Anlaufstelle für Menschen, die nicht uneingeschränkt mobil sind. Sie beleben die Ortskerne sind dadurch ein Stück Identität im Dorf. 

 

Weder Regierungen noch Politiker sind ausschlaggebend über Sein oder Nichtsein unserer Nahversorger, allein der Konsument hat es in der Hand.

NAFES (Niederösterreichische Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Einkaufens in Stadtzentren) ist eine tolle Sache, aber es kann nur ein Anstoß sein.

Wir müssen in der Bevölkerung dahingehend ein Bewusstsein schaffen, für „Ein bisschen weniger ICH, und ein wenig mehr WIR“, nur dann können wir mit unseren Kunden diesen Weg erfolgreich gehen.

Eckerl Johann