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Dirndltalextrem-Ultramarathon- extrem lang-extrem steil-extrem heiß

Fünf Mitglieder des LC Sierndorf machten sich am 2.August auf dem Weg ins Pielachtal, welches wegen der zahlreichen Dirndlsträucher auch Dirndltal genannt wird. Der am nächsten Tag stattfindende „Dirndltalextremmarathon“ wurde heuer zum zweiten Mal abgehalten.Organisator Gerhard Lusskandl schickte die Teilnehmer über beinharte 111 km und 5000 (!!) Höhenmeter über 8 Gipfel durch das Dirndltal. Start und Zielbereich war, wie auch schon im letzten Jahr, das Vereinshaus des Eisenbahner Sportvereins in Ober-Grafendorf, unweit von St. Pölten.

Robert Holzmann, Norbert Horak, Horst Gröstenberger sowie Wolfgang Kraus bildeten schon im Vorjahr eine Viererstaffel und entschlossen sich heuer als Einzelstarter zu laufen. Nach langem Nachdenken hatte ich mich kurzfristig auch noch angemeldet, was ich im Laufe des Rennens noch bereuen musste. Nach dem verpflichtetem Briefing am Nachmittag des Tages vor dem Rennen und der Startnummerausgabe bauten wir unser Zelt im Bereich des Startes auf. Da der Start des Rennens bereits um 06:00 Uhr morgens stattfand, ersparten wir uns so die Anreisezeit an einem Tag der ohnehin sehr lange dauern würde.

Die Wettervorhersage konnte, zumindest aus meiner Sicht, nicht schlechter sein. Glühend heiße 38 Grad im Schatten wurden prognostiziert was für so einen langen und anstrengenden Lauf ein Wahnsinn ist. Alle 10-13km gab es eine Labestation des Veranstalters um Wasser und sonstige Verpflegung aufnehmen zu können. Anfangs ist diese Entfernung ganz in Ordnung, aber mit Fortdauer des Rennens benötigt man aufgrund von Ermüdung und immer schwieriger werdendem Gelände auch schon mal über 2 Stunden für 10 km. Außergewöhnlich für so einen langen Lauf war die Tatsache dass es sich dabei um eine einzige große Runde handelte. Das bedeutet für den Veranstalter einen gewaltigen organisatorischen Aufwand weil ja hunderte Streckenmarkierungen angebracht werden mussten und Nachts zusätzlich noch hunderte Leuchtstäbe angebracht werden mussten. Außerdem verfügte Organisator Lusskandl über einen sehr begrenzten Mitarbeiterstab welcher laufend die Verpflegsstationen abbauen, und später am neuen Standort wieder aufbauen musste.

Insgesamt standen am 3.8 um 6:00 Uhr 53 Einzelstarter am Start von denen schlussendlich 40 das Ziel erreichen würden. Um 09:30 gingen dann die Startläufer ins Rennen. Der Start der Staffelläufer wurde heuer verändert weil laut Lusskandl diese Maßnahme organisatorische Vorteile mit sich brachte.

 

Der erste Teilabschnitt verläuft anfangs flach und dann über den ersten kleinen Gipfel (Eck, 300 HM) zum ersten Checkpoint (in der Folge als CP bezeichnet) in Hofstetten. Bei jedem CP musste der Teilnehmer seine Ankunft und auch sein Verlassen melden. Beides wird peinlich genau notiert um jederzeit nachvollziehen zu können in welchen Teilabschnitt ein Teilnehmer gerade ist und ob bereits alle beim CP waren. Außerdem erhielt jeder Teilnehmer ein Plastikkärtchen welches beim CP mit viel Kraftaufwand gelocht wurde. Dies diente als Beweis der korrekten Absolvierung der gesamten Strecke.

 

Weiter ging es dann über den Stierberg (600 HM) nach Kirchberg/Luft zum nächsten CP an dem auch die erste Staffelübergabe stattfand.

 

Von hier ging es über den Grünbergkogel (600 HM) zum nächsten CP nach Weißenbach. Am Grünbergkogel gab es eine Hütte die extra für unseren Lauf geöffnet hatte. Der Aufstieg dorthin war schon schwierig weil es großteils über wurzelüberzogene Wanderwege ging aber der Abstieg gestaltete sich noch schwerer weil es sehr steil hinunter ging und viel loses Gestein am Weg lag.

 

Nun ging es wieder steil bergauf über die Obere Hofstadt (500 HM) nach Frankenfels zum CP 4 bei dem es die nächste Staffelübergabe gab. Auf dem Weg zu diesem CP hatten sich Wolfgang, Horst und ich, gemeinsam mit zwei weiteren Läufern massiv verlaufen. Wir hatten in Weißenbach eine schlecht markierte Abzweigung übersehen und liefen etwa 3 km in die falsche Richtung. Schließlich machten uns zwei Autofahrer auf unseren Fehler aufmerksam und brachten und dankenswerterweise zurück an den Punkt wo wir uns irrten. Trotz der Dankbarkeit über soviel Freundlichkeit war es schon sehr frustrierend bei einem ohnehin sehr langen Lauf auch noch extra Kilometer gemacht zu haben. Es gab übrigens auch Zeitgrenzen für einzelne Checkpoints die aber eher großzügig ausgelegt waren und auch allfällige Pausen zuließen. Das Limit für den gesamten Lauf war 28 Stunden.

In Frankenfels trafen alle Mitglieder des LC Sierndorf wieder zusammen. Zu unseren großen Überraschung und Freude waren Hermi und Franz Benedikter extra angereist um uns mit Transparenten und guten Zuspruch zu unterstützen. Horst, Norbert und Robert ging es noch sehr gut aber Wolfgang und ich trugen uns mit dem Gedanken aufzugeben weil die Hitze nun schon ziemlich spürbar war. In der Nähe des CP gab es einen kleinen Springbrunnen in welchen wir uns kurz abkühlten. Nach etwas längerer Pause entschieden sich Wolfgang und ich doch noch weiter zu laufen.

 

Diese Entscheidung bereuten wir beim nächsten Anstieg auf den Pichl (700 HM) die uns aufgrund unseres langsamen Tempos und der Hitze ewig vorkam. Wolfgang ging vor dem letzten CP das Wasser aus und das spürte er noch immer sehr. Schwindel und Übelkeit wurden immer mehr und so waren wir uns einig dass wir beim nächsten CP in Schwarzenbach aus dem Rennen gehen werden. Der Abstieg vom Pichl war aber schlimmer als der Anstieg weil er über eine Wiese mit längeren Gras führte in welchen sich viele Steine befanden. Dazu war es noch sehr steil und lag voll in der Sonne. Wir waren heilfroh als wir dieses Stück bewältigt hatten und gingen in Schwarzenbach aus dem Rennen. Glücklicherweise waren Hermi und Franz auch bei diesem CP und brachten uns zum Startbereich zurück. Von ihnen erfuhren wir auch dass Horst, Norbert und Robert gut im Rennen lagen und sich vor kurzem wieder auf den Weg machten.

 

In Schwarzenbach hat man mit 61 km und etwa 2700 HM etwas mehr als die Hälfte des Rennens hinter sich. Die echten Prüfungen liegen aber mit dem Eisenstein und dem Hohenstein aber erst vor dir. Auf den Eisenstein geht es auf einer Strecke von 6 km immerhin 750 HM hinauf. Dazu liegt diese Strecke fast vollständig in der Sonne. Wer schon mal auf einen Berg gegangen ist der kann sich in etwa vorstellen was das bedeutet.

 

Vom Eisenstein geht es dann wieder steil nach unten und dann wieder ebenso steil nach ober zum Hohenstein (600 HM). Auf beiden Bergen gibt es Hütten die privat betrieben werden und ebenfalls am Renntag geöffnet waren. Die meisten Teilnehmer legten auf diesen Hütten eine längere Pause ein weil es schön langsam dunkler wurde und man sich für die Nacht vorbereiten musste (Stirnlampe)

 

Von nun an ging es 9,5 km steil bergab zum nächsten CP nach Schrammbach. Hier fand auch die letzte Übergabe der Staffelläufer statt. Wenn du bist hier gekommen bist dann hast du bereits über 80 km und beinahe 4000 HM geschafft.

 

Es ging weiter von Schrammbach nach Geiseben über 9,5 km und 450 HM zum CP 9. Wohlgemerkt waren zu dem Zeitpunkt die meisten Teilnehmer schon längst in völliger Dunkelheit unterwegs. Einzig die Stirnlampe und die zahlreichen Leuchtstäbe wiesen den richtigen Weg über Wildzäune und vielen anderen Hindernissen auf der Strecke. Laut Veranstalter mussten 96 Grundeigentümer gefragt werden ob ein überqueren ihres Besitzes möglich und gestattet ist. An der wirklich wunderschönen Strecke hat man auch viele Begegnungen mit Kühen die einen ziemlich verdattert ansehen. Wolfgang meinte mal ob die sich wohl denken wer hier der Ochse ist...

 

Schließlich geht es von Geiseben über den Kaiserkogel (400 HM) nach Kammerhof zum CP 10. Wer es bis hier geschafft hat der hat schon über 100 km in den Beinen und muss nur noch etwa 100 HM und 8,5 km ins Ziel überwinden. Aber selbst hier hat es noch einen Läufer aus Deutschland erwischt. Er musste mit fürchterlichen Blasen und Krämpfen kurz vor dem Ziel aufgeben.

 

Dieser Lauf ist sicher einer der härtesten, wenn nicht sogar der härteste Lauf in Österreich. Zu den bereits ausführlich aufgezählten Eckdaten kommen ja die teils schwierigen Bodenverhältnisse und zahlreiche Hindernisse wie Zäune und dergleichen. Absolut erschwerend war an diesem Tag sicher die Hitze. Trotzdem haben es Robert, Horst und Norbert bis ins Ziel geschafft was mir höchsten Respekt abverlangt. Nur wer dort war und die Strapazen wenigstens ansatzweise gefühlt hat, der weiß was die 40 Finisher geleistet haben.

 

Gewonnen hat heuer Andreas Soff aus Deutschland mit der unglaublichen Zeit von 14:27:09. Schnellste Dame war Nina Panzenböck aus Österreich mit der ebenso fantastischen Zeit von 16:08:28. Die schnellste Staffel war LC Mank mit der Zeit von 10:42:00.

Norbert und Robert kamen nach 21:57:00 ins Ziel und knapp dahinter Horst mit der Zeit von 22:04:00. Wirklich eine großartige Leistung von allen Läufern die ins Ziel gekommen sind. Bei der Siegerehrung am nächsten Tag gab es noch ein kleines Fest bei dem die verbrauchte Energie zumindest teilweise wieder aufgefüllt werden konnte.

 

Auf der Homepage des Veranstalters gibt es viele Einzelheiten und auch Fotos zum Betrachten:http://www.dirndltalextrem.com/Dirndltal_Extrem_Ultramarathon/Home.html

Franz Benedikter hat wieder Fotos gemacht und stellt sie der Allgemeinheit zur Verfügung: https://plus.google.com/photos/110662411119341652235/albums/590821544326...

 

Noch einmal herzlichen Dank an Hermi und Franz für die Unterstützung vor Ort und für die Fotos.

Unseren drei Finisher möchte ich ebenfalls noch einmal zur ihrer außergewöhnlichen Leistung und ihr Durchhaltevermögen gratulieren.

 

Gut Lauf

Ewald Kainzbauer