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Geschichte von Sierndorf

Archäologische Grabungen brachten Spuren einer Besiedlung bereits in der Bronzezeit zu Tage. Die moderne Besiedlung wird am Beginn des zweiten Jahrtausends zu suchen sein.

Ab der Mitte des 13. Jahrhunderts erscheint die Familie der Sierndorf in Dokumenten. Auf diese sind das Schloss und die Herrschaft zurückzuführen. Das bekannteste Familienmitglied ist wohl der Propst des Stiftes Klosterneuburg, Stephan von Sierndorf . Nach der Legende rettete er die Tafeln des heutigen Verduner Altares, indem er sie beim großen Stiftsbrand 1330, mangels Löschwassers, mit Wein übergießen ließ. Die Tafeln sind noch heute in der Leopoldigruft der Stiftskirche Klosterneuburg erhalten und genießen als Verduner Altar in der ganzen Welt Wertschätzung. Auch die auf Holz gemalten Bilder an der Rückseite des Verduner Altars stammen von Stephan. Auf einem von diesen sowie auf einigen gemalten Fenstern ist der kunstsinnige Sierndorfer verewigt. Zu den hervorragenden Verdiensten des kunstsinnigen Mannes zählt der Wiederaufbau des Stiftes, der von manchen Historikern einer Neugründung gleichgestellt wird.

Seifried v. Sierndorf, Gattin Katray, Sohn Chunrad und Tochter Elspet werden, wie aus der Versorgungsstiftung vom 14. Oktober 1313 hervorgeht, um 1300 die Trennung von der Mutterpfarre Hausleiten erreicht haben.

1357 wurde die St. Johannes Baptista geweihte, auf dem Friedhof befindliche Kirche erstmals genannt, ab 1648 wird sie als Pfarrkirche bezeichnet. 1740 neu errichtet, wurde sie 1794 auf kaiserlichen Befehl versteigert und abgebrochen.

1387 hinterließ der letzte des Geschlechtes, Leupold die Herrschaft seinem Schwager Wolfgang von Kaya, der das Erbe um 950 Gulden an Friedrich von Tirna verkaufte. Im 14. Jh. stellte die Familie Stadtrichter, Münz-, Hub-, und Bürgermeister von Wien und stiftete die Tirnakapelle (auch als Kreuz-, Eugen-, oder Moranduskapelle bezeichnet) im Wiener St. Stephansdom.

Mit dem Lehensbrief vom 7. August 1490 belehnte Kaiser Friedrich den Erben des Leopold Tirna, Paul v. Hundsheim, mit der Veste Sierndorf.

Schon im Folgejahr verkaufte dieser das Lehen an Christoph Malzkasten, welcher die Witwe des Leopold Tirna geehelicht hatte.

1493 erwarben die Brüder Ludwig und Hans von Tierbach die Veste. 1496 ging das Lehen an die Brüder Zelking. Abgesehen von familieninternen Erbschaftsstreitigkeiten endete damit die Aera der Kurzzeitbesitzer. Danach erwarben die Brüder eine Reihe von landesfürstlichen und passauer Lehen, wie Zisserdorf, Gaunersdorf, Leitzersdorf, Ringendorf, Höbersdorf, Hautzental und Spillern.

Mit der Verleihung des Marktrechtes am 12. Juli 1497 durch König Maximilian erreichten die Brüder eine wesentliche Aufwertung ihres Besitzes und die Bewohner des Dorfes wurden zu Bürgern erhoben. Jeden Samstag durfte forthin ein Wochenmarkt und zu Philippi und Jakobi (3. Mai) ein Jahrmarkt gehalten werden. Der Jahrmarkt ist noch im Kalender für Israeliten der Jahre 1854/55 verzeichnet. Die Urkunde ging verloren und Kaiser Franz II. bestätigte 1717 das Marktrecht mit einer neuen Urkunde.

Das landesfürstliche Lehen wurde 1510 in freies Eigen umgewandelt. Bei der Erbschaftseinigung 1513 kam Sierndorf an Wilhelm und Wolfgang v. Zelking. Spätestens mit dem Tod von Wolfgang 1518 wurde Wilhelm alleiniger Inhaber. Bereits um 1510 muss er mit Umbauten der Veste begonnen haben, der einer weitgehenden Neuerrichtung gleichkommt. Nur wenige Wände und die Fundamentierung der Umfassungsmauern sind noch auf das Mittelalter zurückzuführen. Die von Wilhelm v. Zelking neugestaltete Schlosskapelle erhielt mehr Raum und dehnt sich über den ursprünglichen Raum gegen Osten aus. Besonderheiten sind die Büsten von Wilhelm und Gattin Margaretha v. Zelking und der Flügelaltar aus Sandstein von 1516 im Stil der Frührenaissance.

Über 100 Jahre blieb die Herrschaft im Besitz der Familie, bis Carl Ludwig und seine Mutter Katharina v. Zelking im Mai 1604 an Freiherr Ruprecht von Herberstein verkauften. Dieser zog sich nach Sierndorf zurück, wo er im Oktober 1612 verstarb. Am 20. August 1674 ehelichte Ruprechts Urenkelin, Maria Susanna, den Freiherrn Albrecht Ernst v. Gurland. 1693 erbte sie einen Teil von Sierndorf und brachte in Prozessen bis 1699 die gesamte Herrschaft in ihren Besitz. In der Folge wurde die Inneneinrichtung der Kirche barockisiert und der Altar überbaut. Nach neuerlichen Erbschaftsstreitigkeiten übernahm Sohn Anton Ernst v. Gurland 1707 die Herrschaft. Er verstarb in jungen Jahren bereits 1728, tragischerweise kamen die fünf, der Ehe mit Dorothea, Juliana Josepha v. Gurland entsprungenen Kinder, 1736 innerhalb von zwei Wochen ums Leben. Nach dem Tod der Witwe erhielt 1749 Leopold Christoph  v. Schallenberg als Universalerbe die Herrschaft.

Per 1. Jänner 1756 erwarb Graf Rudolf v. Colloredo das Anwesen mit allem Zugehör, als Landsitz. Mit seiner Gattin Maria Gabriela, Gräfin v. Starhemberg hatte er 18 Kinder. Als zweitgeborener Sohn wurde 1732 der spätere Fürsterzbischof von Salzburg, Hieronymus Josef Franz de Paula Colloredo geboren. 1763 erhob Kaiser Franz I. Graf Rudolf in den Reichsfürstenstand.

Der erstgeborene Sohn und spätere Fürst Franz de Paula Gundaker ehelichte 1771 Gräfin Maria Isabella v. Mansfeld. Nach dem Tod ihres Halbbruders fielen ihr bedeutende Besitzungen in Böhmen zu. Franz de Paula Gundaker beschloss seinem Namen den Geschlechtsnamen Mansfeld anzufügen und begründete damit die Linie der Colloredo-Mansfeld. Unterbrochen von der Enteignung in der NS-Zeit sind Schloss und Gutsbetrieb bis heute im Besitz der Familie.

Die Folgen der Revolution 1848 brachten grundlegende Veränderungen mit sich. Waren die bisherigen Untertanen der lokalen Herrschaft unterworfen und verantwortlich, entstanden nun Gemeinden mit eigenen Strukturen und eigenem Finanzwesen. Die Obrigkeit war bereits damals bestrebt, größere Verwaltungen einzurichten. Die Orte Höbersdorf, Obermallebarn, Untermallebarn und Sierndorf bildeten eine Großgemeinde. 1873 löste sich diese auf, aus den Katastralgemeinden wurden selbstständige Gemeinden, ausgenommen Oberolberndorf, das zum Markt Stockerau kam und 1881 eigenständig wurde.

Die Orte Oberhautzental, Unterhautzental und Unterparschenbrunn bildeten ebenfalls eine Gemeinschaft, die bis 1919 bestand.

Senning, Geitzendorf und Roseldorf schlossen sich zur Gemeinde Roseldorf zusammen. 1880 erfolgte eine Namensänderung auf Senning, 1889 scherte Roseldorf aus der Gemeinschaft aus, während Geitzendorf bis 1929 bei Senning verblieb.

Bildung der Großgemeinde und Verleihung des Marktwappens.

Ausgehend von der NÖ Landesregierung wurde Ende der 1960er Jahre die Bildung von größeren Verwaltungseinheiten neuerlich nahegelegt. Nach gelegentlich hitzigen Debatten schlossen sich per 1. Jänner 1970 die Gemeinden Oberhautzental, Unterhautzental, Untermallebarn und Senning zur Marktgemeinde Sierndorf zusammen. Per 1. Jänner 1971 folgten die Orte Höbersdorf, Obermallebarn, Oberolberndorf und Unterparschenbrunn.

Anlässlich des 10-jährigen Bestehens der Großgemeinde verlieh die NÖ Landesregierung der Marktgemeinde am 22. April 1981 ein Gemeindewappen. Die linke Hälfte des Schildes zeigen das Wappen der Familie Sierndorf, eine rote Fläche mit zwei silbernen Querstreifen, auf der rechten Hälfte ist eine Getreideähre mit neun Kornpaaren, welche die neun Katastralgemeinden symbolisieren, auf grünem Hintergrund dargestellt.

Eine Legende, welche ein früheres Wappen, ein weinumranktes Kreuz und Getreideähren, anführt, dürfte auf die um 1850 angefertigte Petschaft des Bürgermeisteramtes Sierndorf zurückzuführen sein. Dabei wird es sich um eine Phantasiekreation handeln. Auf eine Wappenverleihung sind keine Hinweise vorhanden.

Seit 2013 ist Gottfried Muck aus Oberolberndorf Bürgermeister der Marktgemeinde.

Text K&V Jüthner